Die E-Commerce-Szene traf sich in Kassel...
Während sich am letzten Januarwochenende traditionell die Welt-Elite der Old-Economy traf, kam am ersten Februar-Wochenende Deutschlands E-Commerce-Szene in Kassel zusammen. Angesichts schon fast traditionell knackiger Kälte und pünktlich zum Wochenende einsetzenden Schneetreibens konnte man sich die Fahrt in die Schweiz tatsächlich sparen und in Kassel ein deutliches Ausrufezeichen des Onlinehandels erleben.
Über 800 Anmeldungen von Händlern und Dienstleistern dokumentierten, dass sich die vor 5 Jahren mit 80 Leuten ganz klein als „Plentyusertreffen“ gestartete Veranstaltung mittlerweile zu einem der größten Treffen der deutschen E-Commerce-Gemeinde entwickelt hat.
Etwas lahmer Auftakt…
Los ging es bereits am Freitag Nachmittag mit einem „Tag der offenen Tür“ bei Plenty, welchen man aber sicherlich etwas gastfreundlicher und interessanter gestalten könnte. Vielleicht wäre es angesichts des wachsenden Zuspruchs keine schlechte Idee gewesen, die Leute statt in der Teeküche im Eingangs- und Schulungsbereich zu empfangen und zu bespaßen. Man hätte zum Beispiel ein bisschen mehr „Blick hinter die Kulissen“ vorbereiten können um näher zu bringen, wie bspw. Softwareentwicklung oder Supportprozesse ablaufen. Einmal auf und ab durch die Gänge zu laufen, ist denn doch ein wenig nichtssagend. Unglücklich sicherlich auch, dass sämtliche Supportmitarbeiter, die doch eher diejenigen sind, mit denen der Plentyuser zu tun hat, bis 18 Uhr nicht zur Verfügung standen. Könnte man sicherlich anders organisieren. Aber grundsätzlich natürlich schon faszinierend zu sehen, wie Plentysystems im Stammhaus peu a peu Etage um Etage belegt.
…gehaltvoller Kongress…
Offizieller Start des Kongresses war dann ja eh erst der Samstag. Eingeleitet wurde dieser von Steffen und Jan Griesel, die einen Rück- und Ausblick auf die Entwicklung von PlentyMarkets gaben – der Einfachheit halber sei hier auf unser entsprechendes Interview mit Jan Griesel verwiesen.
Geboten wurden den ganzen Tag über jede Menge Fachvorträge sowie eine mit ca. 40 Ausstellern ordentlich ausgestattete Begleitmesse. Natürlich fehlten – pixi ausgenommen – mit Plenty konkurrierende ERP- und Webshopanbieter. Und auch ein paar mehr Dienstleister, die bei konkreten Anliegen helfen können Plenty-Shops nach vorne zu bringen, organisatorisch zu unterstützen usw. wären vielleicht recht hilfreich. Der ein oder andere Shopbetreiber könnte sicherlich externe Unterstützung gebrauchen – eine im Vorfeld angedachte „Beraterlounge“ kam allerdings mangels ausreichenden Interesses nicht zustande.
Das Publikum war wieder gemischt und bildete wohl einen guten Querschnitt der Plentynutzer ab. Von vielen kleinen Plentyusern, die selbstangepasste Plentyshops mit Standardtemplate nutzen bis hin zu grossen Händlern, die über Plenty auf zahlreichen Markplätzen mit tausenden Aufträgen am Tag verkaufen, reichte das Spektrum.
Zugegeben, wir hatten im Vorfeld die Vortragsgestaltung ein wenig kritisiert und wirklich neues gab es in den meisten Vorträgen wohl auch nicht zu erfahren, aber dem Zuspruch tat dies keinen Abbruch. Die meisten Vorträge waren gut besucht und bei denjenigen, die wir mitbekommen haben, war zumindest die Eigenwerbung der Referenten erträglich. Aber auch in den Gängen und auf der Messe herrschte die ganze Zeit über reges Treiben, welches zahlreiche Gelegenheiten zu anregenden Gesprächen und „Networking“ bot.
…ohne herausragende Höhepunkte…
Für unseren Geschmack ein bisschen zu unspektakulär ging der offizielle Teil zu Ende. Axel Gronen, bekannt geworden als „Ebay-Papst“, gab einen recht ordentlichen vergleichenden Überblick über Ebay und Amazon. Ob Gronens Tipp an MeinPaket, dem Kunden als Alleinstellungsmerkmal eine „One Klick Retoure“ anzubieten (ein Klick und dann steht am nächsten Tag der DHL-Mann vor der Tür und holt die Retoure ab), wirklich dazu beitragen würde, dies Portal in der Käufergunst nach vorne zu bringen, sei hingegen bezweifelt. Ohne Zweifel hingegen dürften die Verkäufer über solch retourensteigernden Maßnahmen wenig begeistert sein.
Und wer mit Ebay groß geworden ist, zu dem hat es sich dann auch anscheinend noch nicht herum gesprochen, dass Neckermann schon längst ein großer Marktplatz ist, der zahlreiche – exklusive – Fremdanbieter integriert hat (und nicht evtl. erst einer werden wird, wie gemutmaßt). Und wenn man schon über Marktplätze spricht, könnte man Dawanda als jemanden, der sich wohl recht erfolgreich in der Nische „Selbstgemachtes“ eingerichtet hat, zumindest mal erwähnen. Aber ansonsten waren die Facts zu Ebay & Amazon in dieser kompakten Form durchaus interessant.
Wie dem auch sei -ein Reiner Calmund die Woche zuvor bei Rakuten hatte da zum Ausklang doch neben geringfügig grösserem Bauchumfang auch ein bisschen mehr Star-Appeal zu bieten…
Keineswegs den krönenden Abschluss sondern eher Marke „schnell und schmerzlos“ bildete dann die Verleihung des Plenty-Shop-Awards.
Wie im Vorjahr an dieser Stelle die Anmerkung, dass man so was sicherlich spektakulärer und auch inhaltlich interessanter gestalten könnte – ein Screenshot der Startseite lässt wenig erkennen, weshalb der jeweilige Shop nun preiswürdig ist. Allerdings hatten sich auch nur 40 Shops (von 2600 Plentyusern) beteiligt. Insofern darf man durchaus hinterfragen, ob man diesen Wettbewerb – zumindest in dieser Form – nicht gleich einstampfen kann. Apropos einstampfen: Vom im Vorjahr eiligst eingeführten Kundenrat war heuer nix mehr zu hören.
..aber geselligem Ausklang
Damit war der offizielle Teil denn auch beendet und man konnte zum Buffet schreiten und sich auf der Aftershow-Party vergnügen. Letztere wurde deutlich besser angenommen als im Vorjahr und auch die Stehtische sowie Lounge-Sofas trugen zum kommunikativeren Charakter bei. Insofern ein schöner Beweis dafür, dass man bei Plenty lernfähig ist. Ob aber tatsächlich noch getanzt wurde, vermag der Verfasser nicht zu bestätigen, da er sich gegen 10 als grundsolider treusorgender Familienvater zu Frau & Kind ins Hotel aufmachte. Bevor es einen Heiligenschein gibt (falls jemand mit so was handelt): Man sollte halt das nächste mal daran denken, den Hotelschlüssel mitzunehmen, dann braucht man auch nicht zu befürchten, Nachts vor verschlossenen Türen zu stehen ;.)
Fazit:
Insofern – eine rundum gelungene Veranstaltung, die man natürlich stets noch optimieren kann. Absehbar, dass im kommenden Jahr die Tausender-Grenze bei der Teilnehmerzahl geknackt wird. Davos kann man dann wirklich schenken – auch wenn dort die Buffetqualität sicherlich besser ist als in Kassel, aber dies mag auch mit eigenen Ansprüchen zusammenhängen.
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