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Rechnungskauf im Internet durch Paymorrow, Klarna, Billsafe, Payprotect…

1. Januar 2011

Kauf auf Rechnung anbieten - wo liegen die Fallstricke uns was kostet dies?

Paymorrow, Klarna, Billsafe,  Payprotect… – was ist von den Anbietern für „Rechnungskauf im Internet mit Zahlungsgarantie“ zu halten? Wo liegen die Vorteile, wo die Fallstricke? Und warum ist Rechnungskauf im Internet überhaupt nicht gängige Praxis?

Keine Frage – Kauf auf Rechnung ist die im deutschen Versandhandel beliebteste Zahlungsart Historisch gesehen ist Rechnungskauf zusammen mit der einfachen Rückgabemöglichkeit der Ware DAS Hauptkriterium, welches den deutschen Versandhandelsmarkt so stark gemacht hat.

Demgegenüber wird Kauf auf Rechnung im Internet von sehr vielen Shops bislang nicht angeboten.

Doch warum ist dies so?

Die Problematiken des Rechnungskaufs für den Onlinehändler…

Klar, die Zahlungsausfallrisiken schrecken und gerade für kleinere Shops können diese existenzbedrohend sein. Während der klassische Offline-Versandhandel solche Ausfallrisiken bis zu einem gewissen Ausmaß (meist im niedrigen einstelligen Prozentbereich) wie auch anderen Nebenkosten des Distanzhandels wie die Widerrufs- und Retourenproblematik mit eingepreist hat und auch deshalb tendenziell eher im Ruf steht, teurer als der stationäre Handel zu sein,  bleibt  im preisaggressiven Onlinehandel hierfür meist kein Spielraum.

Zudem ist die Zahlungsmoral vieler Kunden auch im Zuge der Schuldrechtsnovelle und der vereinfachten Privatinsolvenzregelung im Jahre 2001 vielfach noch stärker verlottert, wie man nicht nur jede Woche bei „Zwegat“ bestaunen kann.

…werden meist systemtechnisch nicht abgefangen…

Schlimmer noch: Während der klassische Versandhandel traditionellerweise schon systemtechnisch vielfache Möglichkeiten hat, Betrugsprävention zu betreiben (Sperrlisten, Kreditlimits, Dublettenprüfung), bieten Onlineshops von XtCommerce über Oxid bis zu Magento solche Möglichkeiten völlig unverständlicherweise im Standard nicht. Während potentielle Betrüger Offline schon ein bisschen Phantasie und Wissen mitbringen mussten (z.B. deutliche Namensverfremdung, Bestellung auf falsche Adressen, auf den Namen der Kinder usw.) um Risikopräventionsmaßnahmen  im grösseren Stil zu unterlaufen, würde online meist die Angabe einer neuen Emailadresse reichen um erneut bestellen zu können, da dies meist das einzige Merkmal ist, auf das ein Standard-Shop Dubletten prüft. Auch eine Upload-Funktion mit der man mal einfach bekannte Betrügeradressen, dubiose Adressen wie JVAs usw. für Bestellungen sperren könnte gibt es im Normalfall nicht. Noch schlimmer: Auch die meisten Einsteiger-Abwicklungssysteme für den E-Commerce-Handel kennen solche Funktionalitäten, die im Versandhandel ansonsten eigentlich Standard sind, meist nicht. Zwar gibt es Möglichkeiten Bonitätsprüfungen oder auch ausgefeiltere Prozesse (z.B. mittels CreditPass) einzubinden, doch viele Händler scheuen die damit verbundenen Aufwände, Kosten und Risiken.

..sodass Onlinehändler die Zahlart Kauf auf Rechnung scheuen

Kein Wunder also, dass der Onlinehandel weitgehend auf sichere Zahlarten setzt – und hierbei durchaus den Kunden auch ein wenig zur Nutzung von Vorkasse, Paypal und Kreditkarte erzogen hat.

Dennoch wird online immer noch sehr viel Umsatzpotential verschenkt, denn Rechnungskauf bleibt nun einmal die beliebteste Zahlart der Deutschen. Zudem wollen ehrliche Kunden natürlich vor Onlinebetrügern sicher sein.

…und Anbieter wie Paymorrow, Klarna, Payprotect oder Billsafe in diese Lücke stoßen…

In diese Lücke stoßen nun in den letzten Jahren Anbieter, die Rechnungskauf im Internet im Zuge eines Factoring, sprich Aufkauf der Forderung anbieten:

Domnowski mit Payprotect war hier der aufgrund heftiger Turbulenzen und Streitigkeiten mit vielen Händlern hart umstrittene Vorreiter. Paymorow, Klarna oder Billsafe heissen die neuen, stark wachsenden Anbieter.

In allen Fällen führt der Anbieter, egal ob dieser nun Paymorrow, Klarna, Payprotect oder Billsafe heisst, während des Bestellprozesses hierbei selbst eine Risikoprüfung des Kunden, der auf Rechnung kaufen will, durch. Nur wenn diese positiv ist, gewährt er dem Kunden die Zahlart Kauf auf Rechnung. Dem Händler garantieren Klarna, Paymorrow, Billsafe oder Payprotect dafür die Zahlung, der Kunde zahlt dafür nach Erhalt der Ware an den Zahlungsanbieter, der die Forderung übernommen hat. Im Gegenzug zahlt der Händler an den Zahlungsanbieter ein gewisses Disagio, meist im mittleren bis höheren einstelligen Prozentbereich.

Soweit so gut, soweit so interessant.

…und ein interessantes Angebot bieten, welches intensiv geprüft werden muss:

Ob sich die Angebote von Klarna, Paymorrow, Billsafe oder Payprotect nun für den Online-Händler rechnen, hängen von vielerlei Faktoren ab, vor allem:

1)      den Konditionen für Rechnungskauf im Internet, sowohl was das prozentuale Disagio angeht, als auch Nebenkosten wie evtl. Monatpauschalen usw. Immerhin liegen die Kosten im Regelfall deutlich über denen für Kreditkarten- oder Paypalakzeptanz und meist auch über dem, was man gemeinhin im klassischen Versandhandel als kalkulatorischen Zahlungsausfall einpreisen würde.

2)      der Akzeptanzquote – denn logischerweise nutzt es dem Händler wenig, wenn nur die allerbesten Kunden mit minimalstem Zahlungsrisiko zum Rechnungskauf zugelassen werden, auf diese aber hohes Disagio zu zahlen ist

3)      dem Auszahlungsbedingungen (meist nach 30 Tagen), da diese die Liquidität des Händlers beeinträchtigen können

4)      der Abwicklung in der Praxis, denn grad bei Lieferverzug, Retouren und ähnlichem mag es öfter Abstimmungsbedarf geben

5)      dem Verhalten des Zahlungsanbieters bei Retouren – insbesondere bei der Fragestellung ob die Rückerstattung des Geldes an den Kunden nun berechtigt ist oder nicht

6)      politischen Fragestellungen – so kooperieren Billsafe und Paypal seit neuestem eng miteinander, was so manchem Händler der schon einmal Diskussionen mit Paypal hatte, wohl nicht unbedingt zu Billsage treiben dürfte

7)      Zusatzservices – so bietet Klarna dem Endkunden gleich auch noch die Möglichkeit der Ratenzahlung an und ist auch international vertreten

8)      den Retourenkosten – denn bekanntermaßen gehört die Zahlart Kauf auf Rechnung auch zu den Retourentreibern  und so können nach Disagio bestehende monetäre Vorteile durch höheren Umsatz durch höhere Konversion schnell durch erhöhte Retourenkosten wieder dahin sein.

All diese Punkte gilt es zu beachten, wenn man als Händler Kauf auf Rechnung über Anbieter wie Paymorrow, Klarna, Payprotect oder Billsafe anbieten will. Sich dies einmal durchzurechnen oder durchrechnen zu lassen und entsprechend einen Anbieter einmal zu testen macht aber sicherlich für viele Onlinehändler Sinn, denn die Umsatzsteigerungspotentiale sind nicht unbeachtlich. Welche Anbieter nun dauerhaft am Markt reüssieren und ob Rechnungskauf nicht mittelfristig doch von immer mehr Shops selber angeboten werden wird, wird man abwarten müssen.

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11 Responses to Rechnungskauf im Internet durch Paymorrow, Klarna, Billsafe, Payprotect…

  1. Headshop on 6. Januar 2011 at 11:26

    Ein weiterer Nachteil von Kauf auf Rechnung in unserem Headshop Versand ist die Tatsache das jeder Kunde erstmal Kauf auf Rechnung haben will, und dann wird er aber zu 90% abgelehnt und ist dann verstimmt weil dort steht das „es“ nicht möglich sei.
    Es wird ihm nicht erklärt das er nicht akzeptiert wurde von Paymorrow, sondern er denkt nun der Shop will in veräppeln. Der Kunde reagiert nun misstrauisch auf den Shop und er bleibt dem Shop ganz fern…
    Nur ca 10 der Kunden die es versuchen werden von paymorrow akzeptiert.
    Ein klarer Kundenvertrieber..

  2. Headshop on 6. Januar 2011 at 11:27

    Verbesserung zur letzten Zeile: nur 10 Prozent werden akzeptiert.
    90 % Ablehnung = 90 % verloren Kunden.

  3. admin on 6. Januar 2011 at 11:42

    Ja,

    in der Tat ist dies natürlich ein massives Problem und illustriert schön den Interessenskonflikt zwischen Shop-Betreiber und dem Geber der Zahlungsgarantie. Grundsätzlich besteht dieser Konflikt aber natürlich auch, wenn Sie die Bonitätsprüfung zB inhouse machen und dadurch Kunden informieren müssen, dass die gewählte Wunschzahlart nicht zur Verfügung steht.

    Alternative wäre die Prüfung direkt beim Einloggen des Kunden ins Kundenkonto zu machen und dann nur die Zahlarten freizugeben für die die Bonität ausreichend ist.

    Bedeutet dann aber wiederrum, dass man entsprechend für jeden Kunden die Abfrage zahlt und führt auch wieder zu Verstimmungen wenn die Zahlart mit der man im Shop geworben hat auf einmal nicht mehr zur Verfügung steht…

  4. teppiche-tuermatten on 20. Februar 2011 at 10:23

    Interessante Zusammenstellung. Meine Bedenken bei Kauf auf Rechnung gehen auch in Richtung der Retourenquote.

  5. M. Hafberger on 28. April 2011 at 13:10

    …eine schöne Zusammenfassung der Thematik.

    Also wir nutzen den Rechnungskauf mit Absicherung (paymorrow) seit mehr als einem Jahr in unserem Tierfuttershop und konnten unsere Umsätze um mehr als 25% steigern. …haben auch eine gute Annahmequote. Aber das hängt natürlich am eigenen Kundenklientel.

  6. Headshop on 23. Mai 2011 at 20:24

    Ja, es liegt wohl am Kundenclientel bei uns, die Kunden sind einfach zu jung, und ziehen deshalb ständig um. Der Support von Paymorrow und der funktioniert allerdings wunderbar und inzwischen kommen immer mehr Kunden über paymorrow.

  7. Babystrauss - Geschenk zur Geburt on 23. Juni 2011 at 15:56

    Ein schöner ausführlicher Artikel. Auf der Suche nach Billsafe bin ich drüber gestoßen. Ich suche schon seit einiger Zeit nach einem Anbieter für den Rechnungskauf und Billsafe sieht im Moment am besten aus.

  8. admin on 23. Juni 2011 at 16:30

    Hat Oxid denn eine Schnittstelle / Modul für Billsafe oder umgekehrt Billsage eine für Oxid?

  9. David Kent on 19. Januar 2012 at 13:50

    Ich nutze jetzt seit 6 Monaten den Service von KLARNA und bin froh diesen Schritt gemacht zu haben die Akzeptanz bei den Kunden ist super.

    Eine Umsatzsteigerung ist definitiv zu verzeichnen.

    Und eine Bonitätsprüfung ist natürlich erforderlich das der ein oder andere Kunde auf diese Weise nicht akzeptiert wird ist normal. Allerdings hat Klarna schon eine recht hohe Akzeptanzrate. Zumindest kommt es seltener vor das mal ein Kunde nicht akzeptiert wird.
    Also ich kanns empfehlen.

  10. Programm Plentyusertreffen 2011 on 6. Februar 2013 at 11:11

    […] 9 mit Begrüssung durch Plenty-Chef Jan Griesel, es folgen Redeslots der Sponsoren von Paypal bis Klarna –vermutlich nicht für jeden interessant, zumal es den ganzen Tag über auch eine begleitende […]

  11. Markus on 11. September 2013 at 14:19

    Ich habe als Kunde das erste Mal Billsafe getestet und habe katastrophale Erfahrungen gemacht. Wg. 1 Cent Differenz, die eindeutig auf das Konto der fehlerhaften Schnittstelle geht, wurde das automatisierte Mahnverfahren durchgeführt. Meine E-mails wurden vom Support praktisch ignoriert. Ich habe meine Erfahrungen hier beschrieben: http://www.markus-thies.de/web/billsafe-als-zahlungsweise-absolut-nicht-zu-empfehlen/

    Grüße
    Markus

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